Sollte jeder Landwirt einen Satelliten im Fuhrpark haben?

13.12.2023, aprankl

PRECISION FARMING – Von der Aussaat bis zur Ernte.

Precision Farming repräsentiert einen innovativen Ansatz in der modernen Landwirtschaft, der auf die Steigerung von Erträgen und Ressourceneffizienz abzielt. Pioniere unter den Landwirten haben sich schon sehr früh damit beschäftigt neue Technologien einzusetzen, um Arbeiten wie Düngung und Aus-saat präziser durchzuführen. Die Entwicklung begann in den frühen 1980er Jahren mit der Einführung von GPS-Technologie in landwirtschaftliche Maschinen. Diese ermöglichte eine genauere Steuerung von Feldarbeiten. Ein Hauptnutzen lag in der Vermeidung von Verschwendung und Überlappung bei der Arbeit und der damit einhergehenden Einsparung an Produkten und Betriebsmitteln. Seit den An-fängen entstand ein regelrechter Innovationshype der Agrartechnologien, um weitere Effizienzen zu heben. Arbeitsbreiten und Fahrgeschwindigkeiten wurden erhöht, Streubilder und Kornablage präzi-siert. Das Wissen, unter welchen Bedingungen man Ausbringmengen und -zeitpunkt optimal variiert, wurde in langjährigen Versuchen aufgebaut.

DAS POTENTIAL DIGITALER TECHNOLOGIEN NUTZEN!
„Die vernetze Landwirtschaft bringt Erfolge der Pioniere als Nutzen auf unseren Hof.“

Heute finden Precision Farming Methoden breite Unterstützung. Praktisch jede neue Maschine und jeder neue Traktor unterstützt (dort, wo sinnvoll) die Funktionen, die unter den Namen GPS-gestützte Lenksteuerung, Section Control (SC), Reihenendabschaltung und Variable Rate Application (VRA) bekannt sind. Wenn ein moderner Fuhrpark am Betrieb vorhanden oder über Lohndienstleistungen verfügbar ist, warum das Potenzial ungenutzt liegen lassen?

Oft scheitert die praktische Anwendung daran, dass der Weg der Pioniere zu lange, zu aufwendig oder nicht praktikabel ist. Mit den Möglichkeiten der Digitalisierung können wir diese Hürden überwinden, Pionier-Know-how in der Breite nutzbar machen, den Informationshunger dieser Methoden einfacher und schneller befriedigen und den Nutzen von Precision Farming bei der Produktion von Lebensmittel verfügbar machen – bei bestmöglichem Ertrag, in hoher Qualität, nachhaltig und umweltgerecht.

PRECISION SEEDING!
“Bis zu 12% mehr Ertrag mit Hilfe von variabler Mais-Aussaat“

Wie in der Ausgabe SAATBAU INFORM #01/2023 berichtet, bieten FARMDOK und SAATBAU LINZ ein digitales Tool an, um die Ertragssicherheit im Maisanbau in Verbindung mit klimafitten Maissorten weiter zu steigern. Die Methode beruht darauf, die Saatstärke in Zonen mit geringerem Ertragspotenzial zu verringern, während man sie in Zonen mit höherem Ertragspotenzial steigert. In trockenen Jahren mit erhöhtem Pflanzenstress wird so Konkurrenz um Nährstoffe und Wasser in schwächeren Zonen vermieden und eine gute Kolbenausbildung unterstützt. In besseren Zonen wird das Potenzial besser ausgeschöpft. Die mittlere Saatstärke wird bei dieser Methode nicht verändert. In stressigen Jahren kann abhängig von Gebiet (Trocken-/Feuchtgebiet) und der Bewirtschaftungsweise (Bio/konventionell) mit einem Mehrertrag von 3-12% gerechnet werden. Tendenziell ist in diesen Jahren auch mit einem höheren Mais-Preis zu rechnen. In guten Jahren mit ausreichend Wasser und Nährstoffversorgung ist mit keinen signifikanten Mehrerträgen zu rechnen. Die variable Aussaat hat jedoch auch keine negativen Auswirkungen gezeigt. Durch langjährige Versuche von SAATBAU LINZ in Kooperation mit der Innovation Farm in Wieselburg konnte nachgewiesen werden, dass die Anpassung der Saatstärke an das Ertrags-potential des Bodens in Verbindung mit der bestgeeigneten Sorte im Hinblick auf die Klimaveränderung eine Risikoabsicherung und entsprechende Mehrerlöse bringen.

Zum Erstellen von Applikationskarten werden die Geo-Konturen der Felder benötigt. In Farmdok be-stehen dazu drei Möglichkeiten, das Importieren der Felder von eAMA aus dem zuletzt abgegebenen Mehrfachantrag, die manuelle Erstellung mit einem Klick in die Feldmitte in Farmdok oder das Importieren von externen Daten in den Formaten Shape, KML, ISOXML, uvm. Grundsätzlich spricht nichts gegen die manuelle Anlage oder den eAMA-Import zum Zwecke der Erstellung von Applikationskarten für die variable Mais-Aussaat. Es ist jedoch zu beachten, dass diese Geodaten überwiegend nicht durch präzise Vermessung entstanden sind, sondern durch Markierung auf Sicht in einer Karte bzw. einem Orthofoto. Abhängig von der Sämaschine werden einzelne Säschare, eine Teilbreite oder die gesamte Breite abgeschaltet, wenn die Sämaschine über die Geokontur hinausragt. Sind keine präzisen Konturen verfügbar oder die Herkunft unbekannt, wird empfohlen, die äußerste Fahrspur ohne VRA zu bearbeiten, um dies zu verhindern.

Einzigartig an Farmdok ist, dass Applikationskarten nicht für jedes Feld einzeln erstellt werden müssen, sondern gleich für alle Felder einer Kultur oder Sorte auf einmal angefertigt werden können. Dies ist möglich, weil die von Farmdok entwickelte Technologie eine absolute Beurteilung des Ertragspotenzials ermöglicht, nicht nur die relative Einschätzung wo auf einem Feld mehr oder weniger Biomasse vorliegt. Dies ist auch der Grund, warum die Anzahl der Zonen in Farmdok nicht fest vorgegeben wird. Abhängig welche Felder ausgewählt werden, gibt es Zonen mit höherem und niedrigerem Ertrag. Die Klassifizierung erfolgt anhand eines Pflanzenwachstumsmodells unter Berücksichtigung von Satelliten- und Wetterdaten der letzten 5 Jahre.

Auf Basis der gewählten Maissorte wird automatisch eine mittlere Saatstärke für die Felder empfohlen. Abhängig vom Ertragspotenzial der Zonen wird diese Basissaatstärke variiert. Die Färbung der Zonen von tiefgrün bis dunkelbraun zeigt die Differenzierung von Ertragspotenzial und Saatstärke. Am Ende trifft jedoch der Landwirt die Entscheidung, wie das Saatgut am Feld gelegt wird. Es können Sowohl Basissaatstärke als auch die oberen und unteren Grenzwerte nach eigenem Ermessen verändert wer-den. Der Verlustausgleich ist eine einfache Möglichkeit besondere Einflüsse wie zum Beispiel den Ver-lust von Pflanzen z.B. durch eine mechanische Beikrautregulierung, Saatbettbedingungen oder tierische Schäden pauschal zu berücksichtigen.

Bildcredits: Saatbau Linz

Nach Erstellung der Applikationskarte erfolgt die Übertragung auf das ISOBUS Terminal. Hierzu kann die Applikationskarte in den Formaten ISOXML TASKDATA oder Shape in den unterschiedlichen Ausprägungen der Maschinenhersteller aus Farmdok exportiert werden. Die Übertragung auf das Terminal erfolgt mittels USB-Stick. Achten Sie darauf, dass Applikationkarten im Format ISOXML TASKDATA exakt die Dateibenennung „TASKDATA.XML“ haben und informieren sie sich über die notwendige Ordnerstruktur am USB-Stick. Andernfalls kann es zu Problemen beim Einlesen der Applikationskarte am ISOBUS Display kommen. Alternativ kann die Applikationskarte auch drahtlos auf den Traktor übertragen werden.

Zusammenfassend war es noch nie so einfach eine optimale Applikationskarte für die variable Maisaussaat zu erstellen. Sind Felder mit Geodaten verfügbar, so ist die Auswahl der Sorte der einzig not-wendige Parameter. Bodenproben, Wetter- und Klimadaten sowie die Erfahrungen über das Feld sind gewinnbringende Informationen, jedoch nicht mehr zwingend erforderlich für die praktische Umsetzung von Precision Farming.

AUTOMATISCH AUFZEICHNEN!
“Schließe den Datenkreislauf mit dem ISOBUS Terminal“

ISOBUS Geräte am Stand der Technik sind nicht nur in der Lage die Ausbringmenge von Saatgut, Dünger und Pflanzenschutz während der Ausbringung zu steuern. Sie können auch die Auftragsinformationen inkl. Maschinen- und Geräteparameter geolokalisiert aufzuzeichnen und protokollieren. Die aufgezeichneten Informationen werden im Format ISOXML TASKDATA gespeichert. Der Vorteil dieses Datenformats ist, dass der Inhalt durch die sehr umfangreiche Norm ISO11783 standardisiert ist. Aufzeichnungen von Maschinen, die diesen Standard unterstützen können von anderen Softwaresystemen gelesen und weiterverarbeitet werden.

Neu: Farmdok unterstützt den Import von Aufzeichnungen im Format ISOXML TASKDATA. ISOBUS-Terminals mit einer Freischaltung des Moduls TC-BAS (Task Controller Basic) sind nun in der Lage die Dokumentation der Feldarbeit zu automatisieren. Der Import der Aufzeichnungen in Farmdok kann durch das Hochladen der TASKDATA Daten erfolgen. Für Traktoren der Marken Steyr, Case IH und New Holland wird auch ein direkter Import der Aufzeichnungen aus S-Fleet, AFS Connect bzw. PLM Connect unterstützt. Eine Datenübertragung per USB-Stick ist nicht mehr erforderlich.

Von pflanzenbaulichen Entscheidungen bis zur Vermeidung von Fehlbearbeitungen am Feld. Von der Erfüllung gesetzlicher Aufzeichnungspflichten bis zur Kostenrechnung. Für jeden Verwendungszweck ist die Grundlage die Aufzeichnung der Feldarbeit. So schließt sich der Datenkreislauf und ein stabiles Fundament an Informationen für kommende Herausforderungen und Entscheidungen ist geschaffen.