PRECISION SEEDING – Teilflächenspezifische Aussaat von Mais
Ein Artikel von DI HLFL Ing. Albert Müllner, Fachberatung Pflanzenbau, SAATBAU LINZ, erschienen im Magazin Inform 01/2023.
Precision Seeding – Maisaussaat aus der Vogelperspektive gesehen – unter dem Namen Precision Seeding bietet die Saatbau Linz ein digitales Tool an, um die Ertragssicherheit im Maisanbau in Verbindung mit klimafiten Maissorten weiter zu steigern.
Das Produkt aus langjährigen internen bzw. Versuchen in Zusammenarbeit mit der Innovation Farm Wieselburg und der Kooperation mit der Farm Management Software Farmdok kommt im Jahr 2023 auf den Markt.
An das Ertragspotential des Bodens anpassen! Saatstärke:
Durch die Heterogenität der Felder und zunehmende Witterungsextreme, im speziellen Hitze und Trockenheit ist es sinnvoll auf Teilflächen mit höherem Ertragspotential mehr Saatgut und auf Teilflächen mit geringerem Ertragspotential weniger Saatgut auszubringen.
Teilflächenspezifische Bestandesführung in den Bereichen Aussaat (Precision seeding), Düngung und Pflanzenschutz sind Themenbereiche, die uns unter dem Überbegriff der Digitalisierung beschäftigen. Wichtigstes Ziel dieser Technologien ist die Verknüpfung verschiedener Informationen und Akteure um Betriebsmittel effizienter und umweltschonender einzusetzen und in monetäre Mehrerträge für den Landwirt umzusetzen.
Bildquelle: FARMDOK GmbH
Heterogene Bodenqualität innerhalb eines Feldes! Boden:
Die Bodenqualität innerhalb eines Feldes ist selten homogen, bessere Wasserversorgung auf Teilen des Feldes kann höhere Saatstärken je nach gewählter Sorte in deutliche Mehrerträge umsetzen.
Niedrigere Saatstärken auf sehr trockenen Teilen des Feldes verbessern die Stresstoleranz und Trockenheitsverträglichkeit des Maisbestandes. Precision Seeding bei Mais ermöglicht in Verbindung mit einer an das Feldstück angepassten Sortenempfehlung deutlich differenzierte Bestandesdichten auf ein und demselben Feld, basierend auf Bodenbeschaffenheit, Ertragsniveau und mehrjährigen Wetterdaten der jeweiligen Feldstückszonen.
Bildquelle: FARMDOK GmbH
Die empfohlene Saatstärke ein Produkt aus Ausschöpfung des Ertragspotenzials Wasser:
Das Wachstum der Maispflanzen korreliert eng mit den Bodennährstoff- und Bodenwassergehalten, weshalb von uns zu allen Sorten Saatstärkeempfehlungen je nach Region, Bodenbeschaffenheit und Wasserversorgung abgegeben werden. Da die Maispflanze über die verschiedenen Ertragskomponenten wie Pflanzenanzahl, Kolben/Pflanze, Kornzahl pro Kolben und TKG unterschiedliche Umweltbedingungen ausgleichen kann, ist die empfohlene Saatstärke immer ein Produkt aus Ausschöpfung des Ertragspotenzials, Trockenheitstoleranz, Standfestigkeit und Saatgutkosten.
Vegetationsverlauf in FARMDOK ansehen: hier klicken
Bildquelle: FARMDOK GmbH
Die Applikationskarten widerspiegeln das Ertragspotenzial der Teilflächen Erstellung der Precision seeding Applikationskarten:
Die Applikationskarten widerspiegeln das Ertragspotenzial der Teilflächen des jeweiligen Feldstücks. Sie werden aus mehrjährigen Satellitendaten (Sentinel 2 Satelliten der ESA) erstellt, die Aufwuchs- bzw. Biomasseunterschiede in einem Raster von (derzeit) 10 x 10 m erkennen und stehen für alle potentiellen Maisschläge in Österreich zur Verfügung.
Je nach Heterogenität des Feldes wird meist in drei bis neun unterschiedliche Ertragszonen unterteilt und die Saatstärke, ausgehend von einer Basissaatstärke auf den besseren Zonen, entsprechend erhöht, bzw. auf den schwächeren Zonen abgesenkt.
Applikationskarte in FARMDOK erstellen: hier klicken
Bildquelle: FARMDOK GmbH
Die Kompetenz der Saatbau Linz in Kooperation mit Farmdok liegt darin, aus der Flut an Daten Signalwerte und Basisdaten herauszufiltern und darauf aufbauend die richtigen Entscheidungen zur Erstellung der Applikationskarten zu treffen.
Versuchsanlage:
Die Saatgutmenge pro Hektar wird nur innerhalb der teilflächenspezifischen Parzelle anhand der Precision Seeding Karte variiert und damit dem Ertragsvermögen der Teilfläche angepasst. Die Versuchsvarianten wurden je nach Jahr und Standort mit bis zu sechs Wiederholungen auf demselben Feld angelegt, wobei immer die teilflächenspezifische Variante mit einer unmittelbar daneben liegenden, fixen Variante verglichen wurde. Ziel der Versuche war und ist es zu analysieren, wie sich der Gesamtertrag entwickelt, aber auch, wie der Bestand in den unterschiedlichen Ertragszonen des Feldes auf die differenzierte Saatstärke reagiert.
Bildquelle: Saatbau Linz
Versuchsstandorte:
1. Körnermais früh bis mittelspät Oberösterreich: Hörsching bei Linz
2. Körnermais mittelfrüh bis spät Niederösterreich: Wieselburg, Bischofstetten, Guntersdorf, Neulengbach und Großmugl im Rahmen der Versuchstätigkeit des Josephinum Research Wieselburg
3. Bio-Körnermais mittelfrüh bis spät Burgenland: Steinbrunn und Weiden am See
4. Silomais mittelfrüh Niederösterreich: Waldhers im nördlichen Waldviertel
5. Körnermais spät Burgenland und Steiermark – zumeist mit DKC 5065 – ABSOLUTO®, FAO 420 in Spitzzicken, in Unterpremstätten und in Seibersdorf bei St. Veit/Vogau
Bildquelle: Saatbau Linz
Erträge:
Im Vergleich zu 2020 mit überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen, 2021 mit knapp ausreichenden Niederschlägen war vor allem 2022 regional sehr trocken und heiß. Daher die auch durchaus differenzierenden Ergebnisse der Versuche in den einzelnen Versuchsjahren. Auch die monetäre Auswertung der Mehrerträge bringt starke Differenzen zu Tage, da die höchsten Mehrerträge in den trockenen, stressigen Jahren für die Maispflanze anfallen, wo zumeist auch deutlich bessere Maispreise erzielt werden können.
Mehr Infos Sortenversuchen: hier klicken
Bildquelle: Saatbau Linz
Erlöse:
Zusammengefasst ergeben sich in jedem Versuchsjahr mehr oder weniger deutliche Mehrerträge der Parzellen die nach den Precision Seeding Karten ausgesät wurden im Vergleich zu den Parzellen mit fixen Saatstärken (wohlgemerkt – immer mit gleichen Saatgutmengen und – kosten auf die Gesamtparzelle, nur besser verteilt). Diese Mehrerträge schwankten von 58 kg / ha in Wieselburg im Jahr 2021 bis zu 1.183 kg / ha in Seibersdorf im Jahr 2022!
Bildquelle: Saatbau Linz
- Der Einsatz von Saatgut lässt sich mit Hilfe von Precision Seeding optimieren
- Fundierte Beurteilung eines Feldes inkl. Zonierung für alle Flächen in Österreich möglich
- Ortsübliche Empfehlung durch mehrjährige Standortanalyse (Satellitendaten Sentinell 2)
- Die Sorte gibt je nach Region die Saatstärke sowie die Abstufung zwischen den Zonen vor
- Precision Seeding Karten zeigen nur die Unterschiede in der Fläche aber nicht die Ursache – Eine Interpretation von Landwirt zusammen mit unseren Beratern im Außendienst ist notwendig
- Möglichkeit der „händischen“ Anpassung von Zonen, minimalen und maximalen Saatstärken
- Mehrerträge auf guten und schlechten Bodenstellen durch höhere Pflanzenzahlen auf guten Zonen und höhere Stresstoleranz in schlechten Zonen
- Mehrerlöse bei gleichen Kosten – Vorteil gegenüber anderen Betrieben im Wettbewerb
- Höchste Mehrerlöse in schlechten (trockenen) Jahren
- Karte für alle Maschinen anwendbar die über die entsprechende Technik verfügen
- Errechnung des Saatgutbedarfs für das ausgewählte Feld oder die Summe der Felder zusammen
- Klimatfite Sorten + Precision Seeding = klimafite Bestände mit stabilen Höchsterträgen
- Zusatznutzen zum Saatgut
- Digitale Zusammenarbeit durch FARMDOK und Saatbau Linz (mehr Infos)
Bei Fragen zu Precision Farming und Seeding wenden Sie sich gerne an support@farmdok.com
Die Bildquellen, Grafiken, Informationen sind geschützt. Keine Wieder – & Weiterverwendung gestattet.